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Josef Hefter (Biografie eines Rosenheimer Kommunisten)

Am 26.04.1933 wurde Josef Hefter (geboren am 09.10.1911 in Otterkring, Gemeinde Rimsting) ins KZ Dachau eingeliefert. Er wurde auf der sogenannten „Polizeischubliste“ als „Funktionär der RH“ (Rote Hilfe) und als „sehr radikaler u. führender Kommunist“[1] bezeichnet.

Nachdem er am 20.04.1933 verhaftet worden und ins Rosenheimer Gefängnis gekommen war, wurde er eine knappe Woche später, am 26.04.1933, in das Konzentrationslager Dachau gebracht, wo er bis zum 06.09.1933,[2] also etwas über vier Monate, inhaftiert blieb.

Über Josef Hefter erfahren wir relativ viel aus den Prozessunterlagen eines anderen Verfahrens. Denn er wurde, wie Johann Zeitlhofer, am 03.06.1939 „wegen Vorbereitung eines hochverräterischen Unternehmens“ vom Oberlandesgericht München verurteilt. Zum Zeitpunkt der Urteilsverkündigung saß er bereits (seit dem 15.08.1938) in Untersuchungshaft.[3]

Folgendes wird vor Gericht zu seiner Person mitgeteilt:

„Hefter Josef ist der Sohn eines Bauarbeiters. Nach dem Schulbesuch arbeitete er von 1925 bis 1927 in der Zündholzfabrik Hamberger in Rosenheim und im Sommer 1928 in den Klepperwerken. Vom Januar 1929 bis zum November 1930 war er Laufbursche am Bahnhofskiosk in Prien und von da an arbeitslos. Vom November 1935 bis zum Mai 1936 fand er als Hilfsarbeiter Beschäftigung und später wieder eine Arbeit bei den Klepperwerken, bis er wegen eines Skiunfalls im Dienste der Deutschen Bergwacht im Februar 1938 arbeitsunfähig wurde. Er ist seit August 1937 verheiratet und hat für seine Ehefrau, ein Kind und seine Mutter zu sorgen. Vorbestraft ist er nicht. […] Von 1926 bis 1931 war er Mitglied der marxistischen Freien Turnerschaft Rosenheim, von 1930 bis 1933 der RH und von 1932 bis 1933 auch der KPD. Bei der RH versah er etwa seit 1932 das Amt eines Ortskassierers. Wegen seiner politischen Betätigung wurde er vom 20. April bis zum 6. September 1933 in Schutzhaft genommen. Seit 1934 ist er Mitglied der DaF.“[4]

Hefter wurde am 03.06.1939 zu einem Jahr und vier Monaten Gefängnisstrafe verurteilt.[5] Neun Monate der Untersuchungshaft wurden ihm angerechnet.[6] Am 03.01.1940 wurde Hefter aus der Haft entlassen.

Aus seinem „Gewerbeakt“[7] im Stadtarchiv Rosenheim geht noch hervor, wie schwer es einem ehemaligen KZ-Häftling und Gefangenen, der wegen Vorbereitung zum Hochverrat inhaftiert gewesen war, gemacht wurde, beruflich wieder auf die Beine zu kommen. Meist blieb nur der Weg, sich selbständig zu machen. So erwarb Josef Hefter 1941 einen gebrauchten Lastwagen, um in Rosenheim ein Gütertransportgewerbe aufzuziehen. Aber dazu brauchte er eine Genehmigung, weshalb er sich am 20.10.1941 an das Rosenheimer Gewerbeamt wandte. Er erniedrigte sich dabei so weit, um sein Ziel zu erreichen, dass er sich mit „Heil Hitler“ verabschiedete.[8] Oberbürgermeister Gmelch (NSDAP) wandte sich zwei Tage später an den Gendarmerieposten der Stadt: „Ich ersuche um Mitteilung, was über Hefter in politischer und strafrechtlicher Hinsicht bekannt ist, sowie um Angabe der genauen Personalien.“[9] Die Polizei meldete am 27.10.1941:

  • „war früher eifriger Angehöriger der KPD“
  • „längere Zeit im Konzentrationslager Dachau untergebracht“
  • „Von Herbst 1938 bis 03.01.1940 verbüßte er wegen Vorbereitung eines hochverräterischen Unternehmens eine längere Gefängnisstrafe in München-Stadelheim“
  • „Seit dessen Entlassung aus dem Gefängnis ist über Hefter […] Nachteiliges nicht mehr bekannt geworden. Jedoch dürfte er seine politische Gesinnung bis heute noch nicht geändert haben.“[10]

Die Stadt Rosenheim teilte Hefter daraufhin am 13.11.1941 mit: „In Rosenheim-Stadt besteht auf Grund der Erfahrung kein Bedarf an einem weiteren Gütertransportunternehmen.“[11]

Hefter gab nicht auf und wandte sich an den Landrat. Der Rosenheimer Oberbürgermeister schrieb daraufhin, am 19.11.1941, an die Geheime Staatspolizei München: „Gegen die Errichtung bzw. Übernahme eines Transportgeschäftes durch Hefter habe ich Bedenken. Ich ersuche seinen Antrag abzulehnen.“[12]

Die Geheime Staatspolizei München sah dies anders und teilte mit, „daß unter der Voraussetzung weiterer guter Führung keine Bedenken bestehen, wenn Hefter sich als Güterverkehrsunternehmer betätigt.“
Und die Gestapo fügte hinzu: „Ich bitte aber, für weitere vertrauliche Überwachung des Hefter, soweit dies möglich ist, besorgt zu sein.“ Handschriftlich wurde ergänzt: „nicht in Rosenheim beschäftigen.“[13]

Oberbürgermeister Gmelch wollte sich aber damit nicht zufrieden geben und wandte sich erneut an die Geheime Staatspolizei München:


„Ich habe immer noch große Bedenken. Der 30-jährige Hefter kann jetzt seine Wehrunwürdigkeit ausnutzen und ein Geschäft in der Öffentlichkeit betreiben, während die Männer in seinem Alter entweder an der Front stehen, daß die Öffentlichkeit das versteht.“[14]


Und außerdem schrieb er am gleichen Tag auch an die Kreisleitung der NSDAP und bat diese, Hefters Antrag abzulehnen, „da Hefter wegen Vorbereitung eines hochverräterischen
Unternehmens bestraft ist und in Dachau war.“[15]

Wie der Streit ausging und ob Josef Hefter schließlich arbeiten durfte oder nicht, lassen die Akten offen. Zurück bleibt die Erkenntnis, dass der Rosenheimer Oberbürgermeister Gmelch ganz offensichtlich alles daran setzte, eine Arbeitsaufnahme des Kommunisten Josef Hefter zu verhindern.


[1] ITS Digital Archive, Arolsen Archives, 1.1.6.1/9908533, Überstellung von Häftlingen in das KL Dachau, 10.03. – 28.04.1933, Verzeichnis der Häftlinge, die aus dem Rosenheimer Gefängnis am 26.04.1933 in das KL Dachau gebracht wurden, Nr. 25, Josef Hefter.

[2] ITS Digital Archive, Arolsen Archives, 6.3.3.2/108639164, Karteikarte des Internationalen Suchdienstes Arolsen des Roten Kreuzes über Josef Hefter, mit Entlassungsdatum aus dem KZ Dachau.

[3] ITS Digital Archive, Arolsen Archives, 6.3.3.2/108639167, Brief an den Internationalen Suchdienst Arolsen mit einer Erklärung von Frau Leni Kess aus Rosenheim, Aisinger Landstraße, vom 20. September 1965.

[4] ITS Digital Archive Arolsen Archives, 1.2.2.1/11399921 sowie -22, Prozessunterlagen vom 03.06.1939, Josef Hefter, S. 20–21.

[5] Ebd., S. 5.

[6] Ebd., S. 6.

[7] StadtA Ro, Akten, I B 2, Gewerbeakten, Akte Josef Hefter; GEW 1855.

[8] Ebd., Hefter an Gewerbeamt, 20.10.1941.

[9] Ebd., Oberbürgermeister Gmelch an Gendarmerie, 22.10.1941.

[10] Ebd., Polizei an Oberbürgermeister Gmelch, 27.10.1941.

[11] Ebd., Stadt Rosenheim an Josef Hefter, 13.11.1941.

[12] Ebd., Oberbürgermeister Gmelch an Geheime Staatspolizei, 19.11.1941.

[13] Ebd., Schreiben der Geheimen Staatspolizei an Oberbürgermeister Gmelch, 27.02.1942.

[14] Ebd., Oberbürgermeister Gmelch erneut an Geheime Staatspolizei, 10.03.1942.

[15] Ebd., Oberbürgermeister Gmelch an Kreisleitung der NSDAP, 10.03.1942.


OpenEdition schlägt Ihnen vor, diesen Beitrag wie folgt zu zitieren:
Andreas Salomon (7. März 2025). Josef Hefter (Biografie eines Rosenheimer Kommunisten). Rosenheimer Miszellen. Abgerufen am 24. Mai 2025 von https://doi.org/10.58079/13ji7


Andreas Salomon

Lokalhistoriker - im Bereich der Erinnerungs- und Gedenkkultur in Rosenheim und Umgebung - Räterepublik Kolbermoor

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