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Rosenheimer Straßennamen: Geschichte und fragwürdige Benennungen

Straßennamen begleiten uns im Alltag, ohne dass wir ihnen viel Aufmerksamkeit schenken. Sie geben Orientierung und strukturieren den öffentlichen Raum. Sie leisten aber noch weit mehr. Straßennamen spiegeln gesellschaftliche Entwicklungen, prägen kollektives Gedächtnis und offenbaren politische Haltungen.[1]

In Rosenheim steht das Thema seit Anfang 2022 verstärkt im Fokus. Damals beschloss der Stadtrat, alle Straßennamen der Innstadt systematisch auf etwaige historische Belastungen prüfen zu lassen.[2] Der vorliegende Beitrag fasst die Ergebnisse des Untersuchungsberichts zusammen, den das Stadtarchiv Rosenheim vor diesem Hintergrund erarbeitet hat. Er ist auf der Website der Stadt Rosenheim frei zugänglich.

Frühe Bezeichnungen im Markt

Die Anfänge der Rosenheimer Straßennamen[3] reichen bis in das Mittelalter zurück. Damals wurden Verkehrsflächen innerhalb des Marktes überwiegend als Gassen bezeichnet und mehrheitlich nach Handwerksberufen benannt. Ein Beispiel wäre die Färbergasse, die auf ihre Nähe zum Wasser und die dort ansässigen Färber verwies. Namensgebend waren auch Flurnamen oder Richtungsangaben.[4]

Mit der zunehmenden Urbanisierung Rosenheims im 19. Jahrhundert, unter anderem infolge des Anschlusses an die Eisenbahn und der Stadterhebung 1864, erweiterte sich nach und nach auch das Straßennetz. 1881 wurde eine bis dahin praktizierte, straßenübergreifende Nummerierung aller Häuser in Rosenheim abgeschafft – jede Straße erhielt nun ihre eigene Nummerierung. Dies markierte eine wichtige Neuordnung des städtischen Raums.[5]

Straßennamen als Epochenspiegel

In der Moderne wandelte sich im Zuge sozialer und politischer Umbrüche die Straßenbenennungspraxis auf inhaltlicher Ebene. Ab dem späten 19. Jahrhundert und insbesondere im frühen 20. Jahrhundert wurden Straßen – in Rosenheim wie auch anderswo – verstärkt nach militärischen Ereignissen oder wichtigen historischen Persönlichkeiten benannt. Dies betraf nicht nur nationale Größen, sondern auch lokal und regional bedeutsame Persönlichkeiten.[6] Besonders deutlich wurde dieser Trend in der NS-Zeit: Zwischen 1933 und 1945 wurden zahlreiche Straßen in Rosenheim ideologisch aufgeladen, vor allem durch Benennungen nach Ikonen der NS-Bewegung: Die Adolf-Hitler-Straße (ehemals und heute wieder Innstraße), die Göringstraße (ehemals Haustätterstraße und heute Heilig-Geist-Straße) oder die Horst-Wessel-Straße (ehemals und heute wieder Eichenweg) sind nur einige Beispiele.[7] Militaristische Namensgebungen wie Argonnenstraße, Tannenbergstraße oder Verdunstraße brachten die propagandistische und revisionistische Erinnerungspolitik der NS-Machthaber zum Ausdruck.[8]

Nachkriegszeit: Zögerliche Aufarbeitung, erste Korrekturen

Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs ordneten die US-Besatzungsbehörden die Umbenennung zahlreicher NS-bezogener Straßen in Rosenheim an. Die Maßnahmen wurden grundsätzlich zügig umgesetzt – so verschwanden unter anderem die Adolf-Hitler-Straße und die Göringstraße bereits im Mai 1945.[9] Doch blieben einige Straßennamen bestehen, die bei näherer Betrachtung bis heute NS-Bezüge aufweisen.

In den darauffolgenden Jahrzehnten wurden nur vereinzelt umstrittene Straßennamen geändert, obwohl es wiederholt zu öffentlichen Debatten kam. 1988 beschloss der Stadtrat, die Langbehnstraße – benannt nach einem antisemitischen Schriftsteller – in Geschwister-Scholl-Straße umzubenennen. Nach massiven Anwohnerprotesten wurde der Beschluss jedoch 1989 rückgängig gemacht.[10] Die Kontroverse offenbarte ein Spannungsfeld zwischen Erinnerungskultur und Alltagsinteressen.

Im Jahr 2000 wurde der Florian-Seidl-Weg in Georg-Schauer-Weg umbenannt. Seidl war als Autor für den NSDAP-Zentralverlag tätig gewesen und hatte in seinen Werken nationalsozialistische Ideologie propagiert. Die Umbenennung war das Ergebnis zäher Diskussionen. Sie zeigte, dass Veränderungen möglich sind – auch wenn sie mitunter Widerstände auslösen.

Systematische Untersuchung: Fast 600 Straßennamen im Blick

Die Untersuchung, die das Stadtarchiv Rosenheim nun durchgeführt hat, ist das jüngste Kapitel in der historischen Auseinandersetzung mit den Rosenheimer Straßennamen. Insgesamt wurden 587 Straßennamen systematisch erfasst, geschichtswissenschaftlich eingeordnet und auf potenzielle Belastungen geprüft. Grundlage hierfür war ein Kriterienkatalog, der sich an einer vergleichbaren Untersuchung von Straßennamen in München[11] orientierte. Auffällig wurden Straßennamen demnach bei…

  • Verdacht auf extremen Militarismus bzw. extreme Kriegsverherrlichung;
  • Verdacht auf extremen Nationalismus;
  • Verdacht auf aktive Betätigung und Rassismus im Kontext kolonialpolitischer Aktivitäten;
  • Verdacht auf völkische, rassistische, antisemitische Haltung (meist im Zusammenhang mit dem Nationalsozialismus bzw. ideologisch verwandter Organisationen);
  • Verdacht auf aktive Unterstützung des Nationalsozialismus vor und nach 1933; nachweisliches Unrechthandeln im Sinne der NS-Ideologie (Schädigung Dritter); Nutzung persönlicher Vorteile während der NS-Zeit;
  • Verdacht auf weitere kritische Auffälligkeiten, z. B. Frauenfeindlichkeit; Diskriminierung von Personen abweichender sexueller Orientierung.

Ergebnis: Insgesamt 34 Straßen wurden als fragwürdig – also diskussionswürdig – eingestuft, darunter solche mit militaristischer Prägung, ideologischem Hintergrund oder umstrittenen Namensgebern. Eine abschließende Bewertung dieser Straßennamen ist damit aber noch nicht gegeben. Nachfolgend werden alle Straßennamen aufgelistet, die nach aktuellem Stand als relevant im Sinne des Kriterienkatalogs für die Untersuchung gelten. Für die weitere Einordnung und insbesondere für die politische Entscheidungsfindung im Stadtrat sind jedoch weiterführende Recherchen erforderlich. Dementsprechend enthält die folgende Liste auch kein endgültiges Sach- oder Werturteil.

StraßeBenennungVerdachtsmoment(e)
Anton-Kathrein-StraßeBenannt nach Anton Kathrein, Unternehmer, Gründer der Kathrein-Werke KG (1888–1972).Einsatz von Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeitern in der NS-Zeit, aktive finanzielle Unterstützung der SS, NSDAP-Stadtrat.[12]
ArgonnenstraßeBenannt nach den Kämpfen in den Argonnen (französische Waldregion) im Ersten Weltkrieg.Nationalistische und militaristische Erinnerungskultur.[13]
ArndtstraßeBenannt nach dem Schriftsteller und Historiker Ernst Moritz Arndt (1769–1860).Nationalistische, rassistische und antisemitische Positionen in seinen Schriften.[14]
BismarckstraßeBenannt nach dem Reichskanzler Otto von Bismarck (1815–1898).Antidemokratische Haltung und umstrittene Rolle im deutschen Kolonialismus.[15]
Carl-Orff-StraßeBenannt nach dem Komponisten Carl Orff (1895–1982).Nutznießer des NS-Regimes, Annahme von Aufträgen seitens der NS-Machthaber.[16]
FlandernstraßeBenannt nach den Schlachten in Flandern (Frankreich/Belgien) im Ersten Weltkrieg.Nationalistische und militaristische Erinnerungskultur.[17]
Georg-Aicher-StraßeBenannt nach dem Fabrikanten und früheren Ehrenbürger[18] der Stadt Rosenheim, Georg Aicher (1887–1967).Mitglied in zahlreichen NS-Organisationen (u. a. förderndes Mitglied der SS), Nutznießer der NS-Kriegswirtschaft.[19]
GerhardingerwegBenannt nach dem Maler und früheren Rosenheimer Ehrenbürger[20] Constantin Gerhardinger (1888–1970).Nutznießer des NS-Regimes, u. a. mehrfache Beteiligung an der „Großen Deutschen Kunstausstellung“.[21]
Hermann-Gröber-WegBenannt nach dem deutschen Maler Hermann Groeber (1865–1935). Die Schreibweise der Straße erscheint prüfenswert.Nationalsozialist, bereits 1922/23 Mitglied der NSDAP und Mitbegründer des „Kampfbundes für deutsche Kultur“.[22]
HofmillerstraßeBenannt nach dem in Rosenheim verstorbenen Schriftsteller und Pädagogen Josef Hofmiller (1872–1933).Rechtsradikale Haltung, Unterzeichner des Gründungsaufrufs für die rechtsradikale „Deutsche Vaterlandspartei“.[23]
JahnstraßeBenannt nach dem deutschen Pädagogen und Politiker Johann Friedrich Ludwig Christoph Jahn („Turnvater Jahn“), Begründer der deutschen Turnbewegung (1778–1852).Nationalistische und antisemitische Haltung, u. a. mehrfache juden- und franzosenfeindliche Äußerungen.[24]
Kardinal-Döpfner-StraßeBenannt nach Julius Döpfner, Erzbischof von München und Freising sowie Kardinal der römisch-katholischen Kirche (1913–1976).Fehlverhalten im Zusammenhang mit Missbrauchsfällen in der Katholischen Kirche, u. a. Vertuschung und Untätigkeit.[25]
Kardinal-Faulhaber-PlatzBenannt nach Michael von Faulhaber, Erzbischof von München und Freising sowie Kardinal der römisch-katholischen Kirche (1869–1952).Fehlverhalten im Zusammenhang mit Missbrauchsfällen in der Katholischen Kirche[26] sowie umstrittene Haltung während der NS-Zeit.[27]
Kärntner WegBenannt nach dem „Reichsgau Kärnten“ als Verwaltungseinheit nach dem „Anschluss“ Österreichs an das nationalsozialistische Deutsche Reich.Benennung „im Zeichen des Großdeutschen Jahres“ 1938.[28]
KlepperstraßeBenannt nach dem Rosenheimer Unternehmer und früheren Ehrenbürger[29] Johann Klepper (1868–1949).Einsatz von Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeitern während der NS-Zeit.[30]
LangbehnstraßeBenannt nach dem in Rosenheim gestorbenen deutschen Schriftsteller Julius Langbehn (1851–1907).Extremer Antisemitismus und spätere Rezeption von Langbehns Werk durch die Nationalsozialisten.[31]
Ludwig-Thoma-StraßeBenannt nach dem bayerischen Schriftsteller Ludwig Thoma (1867–1921).Nationalistische und antisemitische Haltung, u. a. Hetzartikel in der Zeitung „Miesbacher Anzeiger“.[32]
Max-Hickl-StraßeBenannt nach Max Hickl, Oberlehrer und früherer Ehrenbürger[33] der Gemeinde Aising (1883–1969).Nationalsozialistische und antisemitische Haltung, Tätigkeit als Propagandaleiter der NSDAP-Ortsgruppe Aising.[34]
NiederdonauwegBenannt nach dem „Reichsgau Niederdonau“ als Verwaltungseinheit nach dem „Anschluss“ Österreichs an das nationalsozialistische Deutsche Reich.Benennung „im Zeichen des Großdeutschen Jahres“ 1938.[35]
OberdonauwegBenannt nach dem „Reichsgau Oberdonau“ als Verwaltungseinheit nach dem „Anschluss“ Österreichs an das nationalsozialistische Deutsche Reich.Benennung „im Zeichen des Großdeutschen Jahres“ 1938.[36]
Prof.-Muesmann-WegBenannt nach Adolf Muesmann, dem Architekten der Rosenheimer Christkönigskirche (1880–1956).Haltung während der NS-Zeit, unterzeichnete 1933 das „Bekenntnis der Professoren an den deutschen Universitäten und Hochschulen zu Adolf Hitler“.[37]
Richard-Strauss-StraßeBenannt nach dem deutschen Komponisten Richard Strauss (1864–1949).Nutznießer des NS-Regimes, Präsident der nationalsozialistischen Reichsmusikkammer.[38]
Richard-Wagner-StraßeBenannt nach dem deutschen Komponisten Richard Wagner (1813–1883).Nationalistische und antisemitische Haltung, u. a. Verfasser der Hetzschrift „Das Judenthum in der Musik“.[39]
Ritter-von-Lex-WegBenannt nach dem in Rosenheim geborenen Politiker und DRK-Präsidenten Hans Ritter von Lex (1893–1970), früherer Ehrenbürger von Rosenheim.[40]Beteiligung an Koalitionsverhandlungen der BVP mit der NSDAP (1933) und Karriere im Reichsministerium des Innern während der
NS-Zeit.[41]
Salzburger WegBenannt nach dem „Reichsgau Salzburg“ als Verwaltungseinheit nach dem „Anschluss“ Österreichs an das nationalsozialistische Deutsche Reich.Benennung „im Zeichen des Großdeutschen Jahres“ 1938.[42]
SchillingswegBenannt nach dem deutschen Fotografen und Jäger Carl Georg Schillings (1865–1921).Nutznießer des Kolonialismus, u. a. Einsatz von Sklaven bei Expeditionen in der Kolonie Deutsch-Ostafrika.[43]
SedanstraßeBenannt nach der Schlacht von Sedan im Deutsch-Französischen Krieg (1870).Nationalistische und militaristische Erinnerungskultur.[44]
SommestraßeBenannt nach der Schlacht an der Somme (Frankreich) im Ersten Weltkrieg.Nationalistische und militaristische Erinnerungskultur.[45]
SteiermarkwegBenannt nach dem „Reichsgau Steiermark“ als Verwaltungseinheit nach dem „Anschluss“ Österreichs an das nationalsozialistische Deutsche Reich.Benennung „im Zeichen des Großdeutschen Jahres“ 1938.[46]
SudetenlandstraßeBenannt nach dem „Reichsgau Sudetenland“, 1938 infolge des „Münchner Abkommens“ durch das Deutsche Reich annektiert.Benennung „im Zeichen des Großdeutschen Jahres“ 1938.[47]
TannenbergstraßeBenannt nach der Schlacht bei Tannenberg (Ostpreußen) zwischen dem Deutschen Reich und Russland im Ersten Weltkrieg.Nationalistische und militaristische Erinnerungskultur.[48]
Theodor-Gietl-StraßeBenannt nach dem Rosenheimer Unternehmer und früheren Ehrenbürger[49] Theodor Gietl (1877–1961).Mitglied in zahlreichen NS-Organisationen (u. a. förderndes Mitglied der SS).[50]
Tiroler WegBenannt nach dem „Reichsgau Tirol(-Vorarlberg)“ als Verwaltungseinheit nach dem „Anschluss“ Österreichs an das nationalsozialistische Deutsche Reich.Benennung „im Zeichen des Großdeutschen Jahres“ 1938.[51]
VerdunstraßeBenannt nach der Schlacht um Verdun (Frankreich) im Ersten Weltkrieg.Nationalistische und militaristische Erinnerungskultur.[52]
Handlungsoptionen

Der Untersuchungsbericht des Stadtarchivs Rosenheim[53] stellte drei Optionen für den Umgang mit fragwürdigen Straßennamen in den Raum:

  1. Umbenennung, wenn die Namensgebung als nicht tragbar erachtet wird – etwa bei Personen mit stark belastender NS-Vergangenheit. Der Deutsche Städtetag hat hierfür unverbindliche Leitlinien formuliert.[54]
  2. Kontextualisierung, wenn ein Name problematisch, aber nicht untragbar scheint. Beispiele aus anderen Kommunen, etwa der Stadt Amberg, zeigen, wie durch Zusatzschilder, QR-Codes und Online-Dokumentationen Aufklärung geleistet werden kann, ohne einen Straßennamen zu ändern.[55]
  3. Nicht-Handeln, wenn ein Straßenname nach Abwägung aller vorliegenden Informationen im Ergebnis nicht als (hinreichend) problematisch zu erachten ist.
Das weitere Vorgehen

Die öffentliche Diskussion über fragwürdige Straßennamen ist häufig emotional aufgeladen. Ein kritischer Leserbrief in der Rosenheimer Lokalpresse sprach zum Beispiel von „Profilierungssucht“ und „Aktionismus“,[56] während andere Stimmen die Auseinandersetzung mit dem Thema begrüßten.[57] Es zeigt sich: Straßennamen sind nicht neutral – sie erzeugen Identifikation, spiegeln den jeweiligen Zeitgeist wider und sind Projektionsflächen für gesellschaftliche Deutungskämpfe.

Um unter solchen Umständen besonnen und sachlich agieren zu können, bedarf es eines gut reflektierten und klar definierten Vorgehens, der auf breitem politischen Konsens basiert. Der Rosenheimer Stadtrat hat deshalb in seiner Sitzung am 2. April 2025 beschlossen, eine fraktionsübergreifende Arbeitsgruppe zu gründen. Diese soll sich im weiteren Verlauf mit den 34 fragwürdigen Rosenheimer Straßennamen auseinandersetzen. Dabei soll die Arbeitsgruppe Empfehlungen für Maßnahmen hinsichtlich einzelner Straßennamen formulieren und über einen Zeitraum von etwa drei Jahren sammeln. Danach soll, auf Grundlage der Gesamtheit der Empfehlungen, einmalig im Stadtrat über Maßnahmen zu einzelnen Straßennamen entschieden werden.[58]

Ausblick: Erinnerungskultur als Daueraufgabe

Rosenheims Straßennamen sind ein Spiegel historischer Entwicklungen, zugleich aber auch ein offenes Kapitel der Stadtgeschichte. Die kritische Auseinandersetzung mit Straßennamen kann niemals endgültig abgeschlossen sein. Vielmehr ist die Beschäftigung mit Straßennamen Teil einer fortlaufenden Auseinandersetzung unserer Gesellschaft mit ihrer Geschichte und Identität. Mit dem nun vom Stadtrat beschlossenen Vorgehen liegt eine Blaupause vor, die den künftigen Umgang mit fragwürdigen Straßennamen in Rosenheim stärker formalisiert.

Straßennamen erzählen Geschichten. Manchmal auch solche, die man lieber nicht hören möchte. Doch gerade deshalb kommt ihnen eine besondere Bedeutung zu. Das Stadtarchiv Rosenheim hofft, mit seiner Untersuchung eine Grundlage für die weitere Auseinandersetzung mit einem ebenso spannenden wie kontroversen Kapitel der Stadtgeschichte geschaffen zu haben.


[1] Siehe allgemein Matthias Frese (Hg.) 2018: Fragwürdige Ehrungen!? Straßennamen als Instrument von Geschichtspolitik und Erinnerungskultur. Münster: Ardey Verlag.

[2] Stadtratsprotokoll (30.11.2021), Schul-, Kultur- und Sportausschuss; Stadtratsprotokoll (29.03.2022), Schul-, Kultur- und Sportausschuss. Online verfügbar unter https://www.rosenheim-allris.sitzung-online.de/allrisbi/custom/startseite.

[3] Der Begriff Straße wird im Folgenden synonym für alle Bezeichnungen öffentlicher Verkehrswege genutzt, was z.B. auch Namensgebungen mit dem Suffix -Platz umfasst.

[4] Aschl, Albert (1931): Alte und neue Strassennamen der Stadt Rosenheim. Rosenheim: Högner & Grosse, S. 15–17.

[5] Ebd., S. 22–24.

[6] Pöppinghege, Rainer: Geschichtspolitik per Stadtplan. Kontroversen zu historisch-politischen Straßennamen. In: Matthias Frese (Hg.) 2018: Fragwürdige Ehrungen!? Straßennamen als Instrument von Geschichtspolitik und Erinnerungskultur. Münster: Ardey Verlag, S. 21–40, hier S. 27.

[7] Siehe als Überblick Miesbeck, Peter (1994): Bürgertum und Nationalsozialismus in Rosenheim. Studien zur politischen Tradition. Rosenheim: Historischer Verein Rosenheim, S. 232.

[8] Neue Straßennamen in Rosenheim. In: Rosenheimer Anzeiger (07.11.1934)

[9] Stadtratsprotokoll (26.05.1945), Stadtarchiv Rosenheim, STR 1.

[10] Heise, Anna: Gespenster aus der Vergangenheit. Stadt will Kriterienkatalog zur Bewertung Rosenheimer Straßennamen erstellen. In: Oberbayerisches Volksblatt (02.04.2024). Online verfügbar unter https://www.ovb-heimatzeitungen.de.

[11] Stadtratsprotokoll (29.03.2022), Schul-, Kultur- und Sportausschuss. Online verfügbar unter https://www.rosenheim-allris.sitzung-online.de/allrisbi/custom/startseite.

[12] Weber, Klaus (2009): Döser und Kathrein. Profiteure der Nazis? Kolbermoor: Geschichtswerkstatt Kolbermoor e.V. (Jahrbuch der Geschichtswerkstatt Kolbermoor e.V., 4).

[13] Pöppinghege, Rainer: Geschichtspolitik per Stadtplan. Kontroversen zu historisch-politischen Straßennamen. In: Matthias Frese (Hg.) 2018: Fragwürdige Ehrungen!? Straßennamen als Instrument von Geschichtspolitik und Erinnerungskultur. Münster: Ardey Verlag, S. 21–40, hier S. 30.

[14] Escher, Clemens: Arndt, Ernst Moritz. In: Wolfgang Benz (Hg.) 2009: Handbuch des Antisemitismus. 2: Personen. Berlin, New York: De Gruyter Saur, S. 33–35.

[15] Zimmerer, Jürgen (2015): Bismarck und der Kolonialismus. In: Aus Politik und Zeitgeschichte (13). Online verfügbar unter https://www.bpb.de/shop/zeitschriften/apuz/202989.

[16] Rathkolb, Oliver (2022): Carl Orff und der Nationalsozialismus. Mainz: Schott Music (Publikationen des Orff-Zentrums München).

[17] Pöppinghege, Rainer: Geschichtspolitik per Stadtplan. Kontroversen zu historisch-politischen Straßennamen. In: Matthias Frese (Hg.) 2018: Fragwürdige Ehrungen!? Straßennamen als Instrument von Geschichtspolitik und Erinnerungskultur. Münster: Ardey Verlag, S. 21–40, hier S. 30.

[18] Die Ehrenbürgerwürde erlischt mit dem Tod.

[19] Spruchkammerakte, Georg Aicher, Staatsarchiv München, Karton 3829.

[20] Die Ehrenbürgerwürde erlischt mit dem Tod.

[21] Velichko, Elena: Constantin Gerhardinger. In: Christian Fuhrmeister, Monika Hauser-Mair und Felix Steffan (Hg.) 2017: vermacht, verfallen, verdrängt. Kunst und Nationalsozialismus. Die Sammlung der Städtischen Galerie Rosenheim in der Zeit des Nationalsozialismus und in den Nachkriegsjahren. Petersberg: Michael Imhof Verlag, S. 154–162.

[22] Pronnet, Aline: Der Maler Hermann Groeber (1865–1935) – eine kritische Aufarbeitung von Leben und Werk in der NS-Zeit. In: Christian Fuhrmeister, Monika Hauser-Mair und Felix Steffan (Hg.) 2017: vermacht, verfallen, verdrängt. Kunst und Nationalsozialismus. Die Sammlung der Städtischen Galerie Rosenheim in der Zeit des Nationalsozialismus und in den Nachkriegsjahren. Petersberg: Michael Imhof Verlag, S. 162–172.

[23] Hadry, Sarah: Deutsche Vaterlandspartei (DVLP), 1917/18. In: Bayerische Staatsbibliothek (Hg.): Historisches Lexikon Bayerns. Online verfügbar unter https://www.historisches-lexikon-bayerns.de.

[24] Bergmann, Werner: Jahn, Friedrich Ludwig. In: Wolfgang Benz (Hg.) 2009: Handbuch des Antisemitismus. 2: Personen. Berlin, New York: De Gruyter Saur, S. 403–406.

[25] Westpfahl Spilker Wastl – Rechtsanwälte (2022): Sexueller Missbrauch Minderjähriger und erwachsener Schutzbefohlener durch Kleriker sowie hauptamtliche Bedienstete im Bereich der Erzdiözese München und Freising von 1945 bis 2019. Verantwortlichkeiten, systemische Ursachen, Konsequenzen und Empfehlungen. München: Westpfahl Spilker Wastl – Rechtsanwälte. Online verfügbar unter https://westpfahl-spilker.de/wp-content/uploads/2022/01/WSW-Gutachten-Erzdioezese-Muenchen-und-Freising-vom-20.-Januar-2022.pdf.

[26] Ebd.

[27] Wirsching, Andreas: Mehr Nähe als Distanz? Kardinal Michael von Faulhaber und der Nationalsozialismus. In: Friedrich Wilhelm Graf und Hans Günter Hockerts (Hg.) 2017: Distanz und Nähe zugleich? Die christlichen Kirchen im „Dritten Reich“. München: NS-Dokumentationszentrum München, 199–223.

[28] Straßenbenennungen im Zeichen des Großdeutschen Jahres. Aus der Sitzung der Ratsherren. In: Rosenheimer Anzeiger (15.12.1938).

[29] Die Ehrenbürgerwürde erlischt mit dem Tod.

[30] Miesbeck, Peter: Rosenheim unter nationalsozialistischer Herrschaft. In: Manfred Treml und Michael Pilz (Hg.) 2010: Rosenheim. Geschichte und Kultur. Rosenheim: Historischer Verein Rosenheim (Quellen und Darstellungen zur Geschichte der Stadt und des Landkreises Rosenheim, 17), S. 381–418, hier S. 415.

[31] Oberndorfer, Ingrid (2003): Antisemitismus im 19. Jahrhundert. August Julius Langbehn. In: DAVID, Jüdische Kulturzeitschrift 57.

[32] Mages, Emma: Miesbacher Anzeiger. In: Bayerische Staatsbibliothek (Hg.): Historisches Lexikon Bayerns. Online verfügbar unter https://www.historisches-lexikon-bayerns.de.

[33] Die Ehrenbürgerwürde erlischt mit dem Tod.

[34] Spruchkammerakte, Max Hickl, Staatsarchiv München, Karton 3876.

[35] Straßenbenennungen im Zeichen des Großdeutschen Jahres. Aus der Sitzung der Ratsherren. In: Rosenheimer Anzeiger (15.12.1938).

[36] Ebd.

[37] Nationalsozialistischer Lehrerbund Deutschland/Sachsen (Hg.) (1933): Bekenntnis der Professoren an den deutschen Universitäten und Hochschulen zu Adolf Hitler und dem nationalsozialistischen Staat. Dresden: Nationalsozialistischer Lehrerbund Deutschland/Sachsen.

[38] Kröncke, Dietrich (2021): Richard Strauss und die Juden. Wien: Hollitzer.

[39] Wellingsbach, Rudolf: Wagner und der Antisemitismus. In: Laurenz Lütteken, Inga Mai Groote und Michael Meyer (Hg.) 2021: Wagner-Handbuch. Berlin: Metzler, S. 96–101.

[40] Die Ehrenbürgerwürde erlischt mit dem Tod.

[41] Stange, Irina (2022): Hans Ritter von Lex. Ein Leben für den Staat. Göttingen: Wallstein.

[42] Straßenbenennungen im Zeichen des Großdeutschen Jahres. Aus der Sitzung der Ratsherren. In: Rosenheimer Anzeiger (15.12.1938).

[43] Stadtmuseum Düren (2022): Carl Georg Schillings. Online verfügbar unter https://stadtmuseumdueren.de/einzelthemen/schillings-carl-georg.html.

[44] Pöppinghege, Rainer: Geschichtspolitik per Stadtplan. Kontroversen zu historisch-politischen Straßennamen. In: Matthias Frese (Hg.) 2018: Fragwürdige Ehrungen!? Straßennamen als Instrument von Geschichtspolitik und Erinnerungskultur. Münster: Ardey Verlag, S. 21–40, hier S. 30.

[45] Ebd., S. 30.

[46] Straßenbenennungen im Zeichen des Großdeutschen Jahres. Aus der Sitzung der Ratsherren. In: Rosenheimer Anzeiger (15.12.1938).

[47] Ebd.

[48] Pöppinghege, Rainer: Geschichtspolitik per Stadtplan. Kontroversen zu historisch-politischen Straßennamen. In: Matthias Frese (Hg.) 2018: Fragwürdige Ehrungen!? Straßennamen als Instrument von Geschichtspolitik und Erinnerungskultur. Münster: Ardey Verlag, S. 21–40, hier S. 30.

[49] Die Ehrenbürgerwürde erlischt mit dem Tod.

[50] Spruchkammerakte, Theodor Gietl, Staatsarchiv München, Karton 3683.

[51] Straßenbenennungen im Zeichen des Großdeutschen Jahres. Aus der Sitzung der Ratsherren. In: Rosenheimer Anzeiger (15.12.1938).

[52] Pöppinghege, Rainer: Geschichtspolitik per Stadtplan. Kontroversen zu historisch-politischen Straßennamen. In: Matthias Frese (Hg.) 2018: Fragwürdige Ehrungen!? Straßennamen als Instrument von Geschichtspolitik und Erinnerungskultur. Münster: Ardey Verlag, S. 21–40, hier S. 30.

[53] Höschler, Christian (2025): Die Rosenheimer Straßennamen. Untersuchungsbericht gemäß VO/2022/0177. Rosenheim: Stadtarchiv Rosenheim. Online verfügbar unter https://www.rosenheim-allris.sitzung-online.de/allrisbi/to020?TOLFDNR=1038904&SILFDNR=1001490.

[54] Deutscher Städtetag (Hg.) (2021): Straßennamen im Fokus einer veränderten Wertediskussion. Handreichung des Deutschen Städtetages zur Aufstellung eines Kriterienkataloges zur Straßenbenennung. Berlin: Deutscher Städtetag.

[55] Stadt Amberg: Straßennamen. Online verfügbar unter https://amberg.de/strassennamen.

[56] Sax, Herbert: Straßennamen im Visier der Profilsüchtigen. Leserbrief. In: Oberbayerisches Volksblatt (16.10.2021).

[57] Antrag „Historisch belastete Straßennamen ändern“ der SPD-Stadtratsfraktion und der „Die Partei“-Stadträtin Ricarda Krüger (11.10.2021). Online verfügbar unter https://www.rosenheim-allris.sitzung-online.de/allrisbi/custom/startseite.

[58] Stadtratsprotokoll (02.04.2025). Online verfügbar unter https://www.rosenheim-allris.sitzung-online.de/allrisbi/custom/startseite.


OpenEdition schlägt Ihnen vor, diesen Beitrag wie folgt zu zitieren:
Christian Höschler (2. April 2025). Rosenheimer Straßennamen: Geschichte und fragwürdige Benennungen. Rosenheimer Miszellen. Abgerufen am 7. November 2025 von https://doi.org/10.58079/13mzn


Christian Höschler

Dr. Christian Höschler ist Historiker und Leiter des Stadtarchivs Rosenheim. Seine Arbeits- und Forschungsschwerpunkte umfassen u.a. die Geschichte der Displaced Persons, Erinnerungskultur und (digitale) Bildungsformate.

Eine Antwort

  1. 10. September 2025

    […] Eine Kurzzusammenfassung über die Untersuchung bietet der Artikel „Rosenheimer Straßennamen: Geschichte und fragliche Benennungen“ in den Rosenheimer Miszellen: https://romis.hypotheses.org/2196 […]

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